Wie konservativ ist der Naturgarten?

Auch Kritik muss der Naturgarten einstecken. Heftige Schelte, nicht nur von Intellektuellen. Durchaus bekannt geworden ist mit dieser Diskussion deren eidgenössischer Protagonist. Sein Bild prägte die Diskussion um den Naturgarten und seine Beziehung zur Gesellschaft in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nachhaltig. Er sprach von fadenscheinigem Öko-Design, wenn er die künstlich angelegten Biotope in für diesen Zweck völlig ungeeigneten Stadtarealen meinte.

Er verurteilte die Naturgartenbewegung als solches. Sie verschleiere lediglich die tatsächlichen Qualitäten der Umwelt, sei bloße Augenwischerei. Die Anhänger der Naturgartenbewegung sind in seinen Augen antimoderrnistische, kunstfeindliche Ignoranten, ihr Wertkonservatismus sei zügellos. Er beurteilte die Gesinnung der Bewegung als restauratives Gedankengut, auch wenn sich Fortschrittlichkeit erkennen ließe. Die zukunftsorientierte Ansichtshaltung in Fragen der Gesellschaft sei durch unkritische Rezeption und eine ausgesprochen konservative Haltung, was die Fragen der Kultur anlange, gekennzeichnet.

Normativismus

Ein selten gelungenes Wort um die Geisteshaltung der aktuellen und vergangenen Epochen, nicht nur im Gartenbau zu bezeichnen. Im Naturgarten äußerte sich dieser Formalismus insbesondere in der Bevorzugung von sogenannten einheimischen Pflanzen, einer vollkommenen Ablehnung „ausländischer“ Pflanzen.

Kein Multikulti im Naturgarten? Absurd. Genauso wie es in, wagt man die Umsetzung, völkertheoretischen Sinne aussieht, verhält es sich auch mit den sogenannten „einheimischen“ Kulturpflanzen.

Wie auch beispielsweise die Baukunst, jedwede Kultur, letzten Endes vom „ausländischen“ profitiert, vielleicht sogar aus ihm entstanden ist, stammen viele der angeblich „einheimischen“ Pflanzen, wie die Kartoffel, ursprünglich aus Südamerika, andere sind in Amerika oder Asien beheimatet. Außerdem verändert sich, die globale Verbreitung gewisser Pflanzenarten aufgrund eines sich ändernden Klimas dauernd. Schon in der Zeit der keltischen Stämme führte man heute als einheimisch geltende Pflanzen ein. Die Biologen begegneten diesem Problem ganz archaisch. Sie legten den Zeitpunkt der Entdeckung Amerikas als Scheidepunkt für die Differenzierung zwischen „Einheimisch“ und „Neobiotisch“.

Wen wundert es, wenn allgemein Fachkreise diese Haltung kritisieren, die so aufgestellte Ordnung in Frage stellen. Ein klares Manko ist hier die Sichtweise der Ganzheit, des global-natürlichen Systems. Abgesehen von all diesen Kritikpunkten äußern Gärtner, die sich von der Idee des Naturgartens distanzieren, hier sei eine starke Einschränkung der Gestaltungsmöglichkeiten in jeder Hinsicht vorhanden, die es ihnen unmöglich mache, sich weiterhin für Idee und Theorem einzusetzen.